
Mit 50 kann noch ganz schön viel passieren: Umbau des Hauses, neue Innendekoration oder die Fertigstellung des Traumbades.
Viele Menschen über 50 leben in Wohnungen und Häusern, die gar nicht mehr ihren tatsächlichen oder gar künftigen Ansprüchen gerecht werden: Die Kinder stehen schon auf eigenen Beinen, und nun sind drei Zimmer im großen Einfamilienhaus leer oder werden zum eigentlich überflüssigen Lese-, TV-, Bügel- oder Ankleidezimmer umfunktioniert. Die Pflege des kinderfreundlichen Gartens, in dem vor 20 Jahren der Rasen stellenweise der Fußballleidenschaft der Kinder weichen musste, wird beschwerlicher. Kurz: das, was vor 20 Jahren liebevoll für die ganze Familie geplant und hergerichtet wurde, ist heute zu groß und zu unpraktisch für zwei Leute. Zwar stimmt auch, dass man – je älter man wird – auch mehr zur Individualität und Selbstentfaltung neigt und daher auch mehr Raum für sich selbst haben möchte, dennoch passen die Wohnverhältnisse von vielen Menschen über 50 nicht mehr mit ihren tatsächlichen Bedürfnissen überein.
Zudem wächst auch die Sorge vor dem Alter und den körperlichen Einschränkungen, die dieses mit sich bringen kann. So ist das dreistöckige Reihenhaus nicht unbedingt das Richtige, wenn sich ernste Knieprobleme zeigen, sich ein Pflegefall einstellt oder man zeitweise oder dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sein sollte. Irgendwann, so ahnt man, wird das große Einfamilienhaus oder die Fünf-Zimmer-Altbauwohnung im dritten Stock vielleicht zu einer Belastung werden. Wann, das lässt sich im Voraus schlecht sagen, und was wird dann die Alternative sein? Seniorenresidenzen, Senioren-WG, im Mehrgenerationenhaus mit einem der Kinder, direkt ins betreute Wohnen, eine Eigentumswohnung in einer auf Senioren zugeschnittenen Wohnanlage oder einfach eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit Aufzug? Die Möglichkeiten scheinen sehr vielfältig, und analog zu einer alternden Gesellschaft werden auch die Angebote derzeit immer mehr.
Häufig spielen natürlich auch finanzielle Aspekte beim Wohnen über 50 – wie davor auch schon – eine entscheidende Rolle. Bei einer Wohngemeinschaft, sei sie betreut oder nicht, können Kosten und Arbeiten unter den Bewohnern aufgeteilt werden und helfen so Geld und Zeit einzusparen. Dahingegen sind Seniorenresidenzen oft deutlich kostspieliger, dafür wird natürlich auch eine Betreuung rund um die Uhr geboten. Wer in seinen eigenen vier Wänden, sei es als Haus, Eigentums- oder Einliegerwohnung wohnen kann, spart natürlich Mietkosten. So schwer es fallen mag, das alte Zuhause zu verlassen, ein neues Heim bietet „Best Agern“ auch viele Chancen: Ein Umzug kann den Übergang vom „Familienabschnitt“ des Lebens hin zu einer individuelleren und im besten Sinne selbst bezogeneren Phase markieren. Viele starten nun nochmal richtig durch und verwirklichen lange gehegte Reiseträume oder sie pflegen Hobbys, für die früher keine Zeit und nicht genug Geld da war. Auch hier würde die Instandhaltung eines großen Hauses mit Garten nur unnötig Zeit und Geld binden. Auch das Ausmisten von Dingen, die man als fünfköpfige Familie noch gut gebrauchen konnte, die nun aber im Keller vor sich hin verstauben, kann einer Befreiung gleichkommen. Oder braucht man wirklich noch Porzellangeschirr für 20 Personen? Viele Gegenstände, die nur aus nostalgischen Gründen oder „für den Fall der Fälle“ aufgehoben werden, besetzen nicht nur Platz, der bezahlt, geheizt und gepflegt werden muss, sondern sind auch Ballast für die Seele und hindern an mehr Spontaneität, der in dieser Lebensphase ansonsten weder der Job noch die Sorge um die Kinder entgegenstehen.
Gibt es einen typischen Wohnstil für 50 plus?
Auch der Wohnstil hat sich vielleicht inzwischen geändert und die roten abgerundeten Kunststoff-Türdrücker, die in den 80ern sehr modern waren, entsprechen inzwischen vielleicht weder dem Zeitgeist noch dem eigenen Geschmack. Aber: Gibt es ihn eigentlich? Einen „typischen“ Wohnstil von uns „Best Agern“? Dass die (qualitativ sicher sehr hochwertige) massive geschlossene Eichenschrankwand mit Intarsien und Spitzendeckchen über der Velourscouch nicht mehr geltendem Wohngeschmack entsprechen, ist eine Binsenweisheit.
Neue Wohntrends bringen frischen Wind
Was ist gerade angesagt? Welche Farben, welche Materialien sind hip und welche Accessoires passen dazu? Internationale Möbelmessen zeigen, was einrichtungsmäßig „up to date“ ist, welche Designer tonangebend sind und wie das Wohnen der Zukunft aussieht. Aktuell liegen Retrofarben wie kräftiges Ocker und Petrol, aber auch zarte Pastelle im Trend. Vielseitig überzeugen diese als charmante Begleiter zu allen Weiß-, Schwarz- und Grautönen in den eigenen vier Wänden. Was die textile Hülle von Polstermöbeln angeht, kleiden sich modische Sofas und Sessel in Samt. Dabei greift der Velours gerne die hellen Pastelltöne auf. Zur neuen Gemütlichkeit gehören auch Möbelstücke aus Holz und schwarzem Metall. Beides zusammen bildet einen starken Kontrast, denn Naturhölzer werden generell als warm empfunden und Edelmetalle als kühl. So facettenreich und attraktiv die verschiedenen Wohntrends auch sind: Unter dem Strich bleibt nach einem Gang durch die Messehallen die Erkenntnis, dass erlaubt ist, was gefällt.
Platz für Gäste ist wichtig
Doch was wollen wir „Silver Surfer“ eigentlich? Sportlich sind wir, klar, im Schnitt sehen wir zehn Jahre jünger aus (das sagen andere über uns) und wir geben unseren Lebenshöhepunkt mit 60 Jahren an. Das Leben macht offenbar den meisten von uns Spaß. Was bedeutet das für aktuelle Wohntrends in dieser Zielgruppe? Komfort und Wellness sowie ein Gästebereich sind wichtige Wohnaspekte in diesem Lebensabschnitt. Eine gute Infrastruktur, Kultur, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten müssen in der Nähe sein und öffentliche Verkehrsmittel sind ein Muss. Auch Details wollen beachtet werden: Das Längsgefälle der Straße zum Haus spielt wegen einer möglichen rollenden Gehhilfe eine Rolle, das Sozialgefüge im Viertel muss passen, und Kopfsteinpflaster geht mit Rolllator zum Beispiel gar nicht.
Häusle bauen mit über 50
Ist ein Umbau des eigenen Hauses nicht möglich, bauen nicht wenige Paare über 50 noch einmal. Und schauen sich nach Alternativen um: Bauen mit Holz zum Beispiel hat eine lange Tradition und ist ökologisch. Das natürliche, nachwachsende Material schont nicht nur die Umwelt, sondern bietet auch ein einzigartiges, gesundes Wohnklima, gewährleistet eine kurze Bauzeit und darüber hinaus exzellente Wärme- und Schalldämmwerte. Ob organische, runde Formen oder strenger Bauhausstil, naturbelassene oder verputzte Fassaden, Niedrig-
energie- oder Passivhaus – nichts muss dabei aus dem Katalog oder von der Stange kommen. Zu einhundert Prozent nach den Wünschen des Bauherrn bzw. nach den Vorgaben eines Architekten, zum Beispiel mit extra breiten Türen, ohne Treppenstufen und mit viel Platz im Bad – wird jedes Haus mit der europaweit einzigartigen Palette von Holzwandsystemen von Rubner Haus errichtet.
Die Räumlichkeiten in Haus oder Wohnung dürfen jetzt offener sein, weil man in Sachen Schall keine Rücksicht mehr auf die Kinder nehmen muss. Gut ist auch eine Einliegerwohnung, in die bei Bedarf Pflegepersonal einziehen kann. Gerade aktive Badezimmernutzer der Generation 50 plus bekommen übrigens die volle Aufmerksamkeit der Designer. Aber auch Einbruch hemmende Bauelemente, Rauchmelder und Notrufanlagen, programmierbare elektrische Jalousien und Regenwächter bei Markisen tragen zum erhöhten Sicherheitsbedürfnis bei.
Smart wohnen – na, klar?
Und was möchten wir noch? Smart wohnen! Zum Beispiel bei der Beleuchtung. Einfach die „Made in Germany“-Glühbirnen einsetzen, kostenlose App herunterladen, mobiles Gerät mit den Leuchtmitteln via Bluetooth vernetzen und das Licht im eigenen Zuhause nach Lust und Laune an- und ausknipsen.
Barrierefrei leben und bauen!
Helle und lichtdurchflutete Räume sind für die vorausschauenden Bauherren besonders wichtig. Ein Treppenlift erhält im Fall des Falles die Eigenständigkeit für viele Extrajahre. Und fürs barrierefreie Bauen gibt es heute sogar Fördermittel vom Staat! Das macht die Sache gleich noch ein wenig verlockender!
Ralf Deckert/hlc/rb
Foto: ©Wollwerth Imagery/stock.adobe.com